Zuletzt aktualisiert am 21. Oktober 2020
Mitte Mai waren wir für vier Tage mit Kleinkind (2 Jahre) im Kaisertal wandern. Bei dieser ersten Hüttentour mit Kind haben wir drei Nächte im Hans-Berger-Haus übernachtet.
Nach der Tour erreichten mich via Facebook und auch auf Instagram zahlreiche Nachrichten.
Wie habt ihr das bei der Hüttentour mit dem Gepäck gemacht?
Wo und wie habt ihr die Windeln entsorgt?
Welche Wandertouren seid ihr im Kaisertal gelaufen?
Wie hat das Schlafen auf der Hütte mit Kleinkind funktioniert?
Wie viel läuft euer Kind bereits selbst?
Das sind nur ein paar der vielen Fragen, die ich erhalten habe und die mir zeigen, dass das Thema Hüttenübernachtung mit Kleinkind viele Fragen aufwirft und wanderbegeisterte Eltern gerne mehr wissen wollen.
Um es schonmal vorweg zu nehmen: Diese vier Tage waren sehr intensiv. Positiv intensiv. Nach vier Tagen hat uns das Kaisertal mit schmerzenden Beinen – wir sind immerhin knapp 50 Kilometer und über 2.000 Höhenmeter gewandert – und einem breiten Grinsen im Gesicht am Wanderparkplatz in Ebbs wieder ausgespuckt.
Vier intensive Tage, in denen wir eigentlich „nur“ wandern waren und gut gegessen haben. Und doch haben wir so viel erlebt und auch gelernt, dass daraus nun ein ziemlich langer Erfahrungsbericht geworden ist. Mach es Dir also gemütlich und nimm Dir ein paar Minuten Zeit.
Ich nehme Dich mit auf unsere Wanderung und Hüttenübernachtung im Kaisertal mit Kleinkind und beantworte alle Fragen, die mir zu diesem Thema bis jetzt gestellt wurden.
Vorweg unsere Touren im Überblick. Leider habe ich diese so nicht im Netz wiedergefunden, sonst hätte ich diese hier verlinkt. Möchtest Du im Kaisertal wandern, dann empfehle ich Dir die Wanderkarte Kaisergebierge von KOMPASS. Mit der Karte kannst Du Dir die Touren selbst zusammenstellen oder unsere Wanderungen natürlich gerne nachwandern.
- Wer: Vier Erwachsene und zwei Kleinkindern (wir waren mit Freunden und deren ebenfalls zweijähriger Tochter unterwegs)
- Wo: Kaisertal bzw. Naturschutzgebiet Kaisergebirge. Übernachtung im Hans-Berger-Haus
- Wann: Mitte Mai
- Wandern im Kaisertal Tag 1: Parkplatz Kaisertal – Hans-Berger-Haus; ca. 10 km und 450 hm
- Wandern im Kaisertal Tag 2: Hans-Berger-Haus – Stripsenjochhaus – Stripsenkopf – Panoramasteig – Abstieg zum Anton-Karg-Haus und zurück zum Hans-Berger-Haus; ca. 13 km und 950 hm
- Wandern im Kaisertal Tag 3: Kleine Runde vom Anton-Karg-Haus zum Bärentalbach und zurück zum Anton-Karg-Haus (am Vormittag – Rundtour); Wanderung vom Anton-Karg-Haus auf dem Bettlersteig bis zur Straßwalch Jagdhütte und den gleichen Weg wieder zurück; ca. 13 km und 480 hm
- Wandern im Kaisertal Tag 4: Hans-Berger-Haus – Ritzau Alm – Parkplatz Kaisertal; 13 km, 600hm
Wandern und Hüttentour im Kaisertal mit Kleinkind – Tag 1
Unsere Anreise aus München verläuft wie immer entspannt. Mit dem Meridian geht es vom Münchner Ostbahnhof in knapp einer Stunde nach Kufstein. Am Bahnhof wird nochmal gewickelt und dann kommt auch schon der Bus, der uns zum Wanderparkplatz Kaisertal bringt.
Hüttenübernachtung mit Kleinkind und das Thema mit den Windeln
Warum ich das mit dem Wickeln am Bahnhof erwähne? Weil mir das Thema mit den Windeln schon eine ganze Weile vor unserer Wanderung Kopfzerbrechen bereitet hat.
Bei Hüttenübernachtungen ist es so: Wanderer nehmen ihren Müll wieder mit ins Tal. Bei vier vollen Wandertagen und drei Nächten kommen allerdings mehr als nur eine Handvoll Windeln zusammen. Der Inhalt ist auch nicht immer leicht. Wie soll ich denn mindestens fünfzehn Windeln samt Inhalt transportieren?
Was mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitete: Eine Windel mit großem Inhalt meiner Tochter kann locker als Sondermüll durchgehen. Daheim muss ich die Windel sofort in eine Plastiktüte packen und zum Leidwesen meiner Nachbarn erst einmal ins Treppenhaus stellen, bis ich es runter zum Mülleimer schaffe. Jetzt sollen sechs Personen drei Nächte zusammen mit eben diesen Windeln der Kleinkinder in einem Lager schlafen? Undenkbar.
Die Lösung: Unsere Hüttenwirtin – definitiv ein Unikat (das ist jetzt positiv gemeint) – hat uns erlaubt, alle Windeln in ihrem Restmüll zu entsorgen. Zum Glück. Das war in meinen Augen auch die einzige Lösung. Wir hätten die vielen vollen und stinkenden Windeln von vier Tagen nicht wieder ins Tal tragen können.
Zurück zu unserer Wanderung: Am Parkplatz Kaisertal angekommen, setzen wir uns erstmal an den Kaiserbach und verputzen unsere Brotzeit. Wir genießen die Sonne und spüren schon jetzt, dass die nächsten Tage grandios werden. Nach Ankunft unserer Freunde laufen wir um kurz nach 13:00 Uhr gemeinsam los. Unser heutiges Ziel: Das Hans-Berger-Haus.
Wir schnaufen nicht schlecht. Denn der Kaiseraufstieg beginnt erstmal mit knapp 280 Stufen und überwindet auf kurzer Distanz 200 Höhenmeter. Unsere Rucksäcke und die Kraxen sind vollgepackt. Immerhin planen wir drei Übernachtungen im Hans-Berger-Haus. Die Kinder sind natürlich auch schwerer als noch in der letzten Wandersaison.
Nach den ersten steilen Metern steigt der Weg nur noch gemächlich an. Der Blick auf den Wilden Kaiser ist fantastisch. Die Wiesen blühen und alles ist herrlich frisch und grün. Unsere Kinder schlafen friedlich im Tragerucksack.
Hüttenübernachtung mit Kleinkind und das Thema mit dem Mittagsschlaf
Diese Frage wurde mir nun schon mehr als einmal gestellt: „Wie machen wir das beim Wandern mit dem Mittagsschlaf?“ Ganz einfach: Das Kind schläft in der Kraxe. Durch das Geschaukel schläft sie einfach ein. Dann heißt es für uns immer: Meter machen und ein wenig von der Zeit aufholen, die drauf ging, als sie selbst laufen wollte.
Setzt Du Dein Kind in die Kraxe und wird es müde, ist es wichtig, dass es warm genug angezogen ist. Im Tragerucksack bewegt es sich nicht selbst und wenn Du zum Beispiel auf einen Gipfel wanderst oder durch eine Scharte kommst, dann kann es ganz schön zugig werden. Schläft das Kind aber erst einmal, dann willst Du es sicherlich nicht mehr aus der Kraxe holen, um es anzuziehen.
Auf unserer Wanderung geht es vorbei am Zottenhof, dem Gasthof Veitenhof, dem Alpengasthof Pfandlhof und dem Hinterkaiserhof. Ab jetzt wandern wir auf einer breiten und staubigen Forststraße recht gemütlich aber unspektakulär weiter. Als wir auf einer Höhe mit dem Kaiserbach sind, legen wir eine Pause ein. Das ist der perfekte Platz für unsere Kinder. Steine und Stöcke in den Fluss schmeißen, steht bei beiden gerade ganz hoch im Kurs. Die ersten Müsliriegel und Kekse werden ebenfalls verdrückt. Allerdings wird der Rucksack dadurch leider auch nicht merklich leichter.
Hüttenübernachtung mit Kleinkind und das Thema mit dem Gepäck
Wie wenig kann man für vier Wandertage eigentlich mitnehmen? Ich habe es geschafft das komplette Gepäck für vier Wandertage und drei Hüttenübernachtungen für zwei Erwachsene und ein Kleinkind in dem Gepäckfach des Tragerucksack und meinem 35 (+10) Liter Rucksack unterzubringen.
Was genau wir dabei hatten, kannst Du hier nachlesen: Hüttenübernachtung mit Kleinkind. Eine Packliste inkl. Packtipps
Nach der Pause wollen die Kinder erst einmal ein wenig selbst laufen. Oder auch nicht. So ist das Wandern mit Kleinkind eben. Ein paar Schritte laufen, Steine schauen, Blumen schauen, Tannenzapfen schauen, Ameisen schauen… und dann eventuell wieder ein paar Schritte gehen.
Wanderung mit Kleinkind und das Thema selbst laufen
„Wie viel läuft eure Kleine denn schon selbst?“ Die Frage kommt immer wieder. Sie läuft mit ihren zwei Jahren noch nicht wirklich viel. Wir schätzen so zwischen einem und zwei Kilometer. Grundsätzlich läuft sie lieber bergab. Bergauf nur, wenn der Weg entsprechend interessant ist. Also Wurzeln, Stufen oder Steine erklommen werden müssen.
Ansonsten findet sie es viel interessanter Steine zu sammeln, Stöcke zu sammeln, Tannenzapfen zu sammeln, sich Blumen anzuschauen usw. Wir kommen also nicht wirklich schnell voran in der Zeit, in der das Kind nicht in der Kraxe sitzt. Deswegen planen wir für eine Wanderung von vorne herein schon mehr Zeit ein, damit wir ihr diese auch zum Entdecken geben können.
Da sie den größten Teil einer Wanderung aber noch in der Kraxe sitzt, sind wir bei der Wahl eines passenden Wanderweges noch nicht wirklich eingeschränkt und laufen einfach ein wenig schneller, wenn sie im Tragerucksack sitzt.
Nach kurzer Zeit wird es den Kindern dann zu anstrengend, da es wieder bergauf geht. Wir kommen am Anton-Karg-Haus an, zeigen den Kindern die Esel und stoppen für ein paar Fotos und um kurz Luft zu holen. Ein wirklich schönes Plätzchen hier. Die Hütte ist ebenfalls kinderfreundlich und entsprechend gut für eine Hüttenübernachtung mit Kleinkind geeignet.
Da es allerding schon fünf Uhr ist, laufen wir recht schnell weiter, damit wir vor dem Abendessen noch genügend Zeit haben, uns unser Zimmer anzuschauen, uns zu organisieren und um zu duschen. Wir sind gespannt auf das Lager, in dem wir alle schlafen werden. Es besteht aus einem Doppelstockbett. Allerdings immer drei Betten nebeneinander und für das obere Bett gibt es einen Rausfallschutz. Zwei riesige Liegewiesen also. So viel Platz haben wir nicht einmal daheim.
Hüttenübernachtung mit Kleinkind und die Zimmer
Das mit den Zimmern ist auf jeder Hütte anders. Die Wirtin vom Hans-Berger-Haus hat für uns sechs das komplette Bergsteigerlager reserviert. Wir waren also unter uns. Mit einem zweijährigen Kind könnte ich mir nicht vorstellen, ein Zimmer bzw. Lager mit Fremden zu teilen. Das Lager war definitiv die beste Wahl, denn die Doppelzimmer der Hütte waren mit Doppelstockbetten ausgestattet. Ein Erwachsener und ein Kleinkind auf einer Matratze, das wäre ganz schön eng geworden.
Die Kids mussten für die komplette Zeit nichts bezahlen. Obwohl sie ja quasi nicht nur ein eigenes Bett belegt haben, sondern die Wirtin für uns das ganze Lager reserviert hatte und sie die nicht benutzten Betten nicht belegen konnte. Das war wirklich mehr als freundlich von ihr.
Um halb sieben genießen wir unser Vier-Gänge-Abendessen. Wir haben hervorragend gegessen. Jeden Tag. Danke an die Köche vom Hans-Berger-Haus. Die Kinder haben jeweils bei uns mitgegessen. So viel essen sie mit ihren zwei Jahren noch nicht. Natürlich hätten wir auch zusätzlich zur Halbpension der Erwachsenen ein separates Essen für die Kinder bestellen können.
Nach dem Abendessen genießen wir draußen die frische Luft. Die beiden Kids können noch ein wenig rumrennen und es wird ganz schnell klar, was ihnen am meisten Spaß bereitet: Steine und Stöcke in den Brunnen schmeißen. Und es ist auch ziemlich schnell offensichtlich, dass die zwei auf einer Wellenlänge liegen. Okay, die Kinder sind zusammen so knuffig, dass wir Eltern mal wieder über beide Ohren in unsere Kids verliebt sind. Sie machen alles nur noch zusammen: Zähen putzen, sich Nicht-Eincremen-Lassen, die Treppe runterrutschen und auch ins Bett gehen sie zur gleichen Zeit.
Hüttenübernachtung mit Kleinkind und das Thema Schlafen im Matratzenlager
Das Schlafen im Matratzenlager hat hervorragend funktioniert. Wie eben bereits geschrieben, hatten wir das komplette Lager für uns (vier Erwachsene und zwei Kleinkinder). Die Kinder sind immer zur gleichen Zeit ins Bett gegangen und waren am nächsten Morgen fast zeitgleich wach. Nachdem die Kids eingeschlafen waren, haben wir Erwachsenen gemeinsam ein Gläschen Wein getrunken oder Sterne fotografiert und sind dann gemeinsam ganz leise ins Bett gegangen.
Ein Babyphone hatten wir nicht dabei. Wir haben die Kinder einfach ohne Bewachung schlafen lassen. Länger als eine Stunde waren sie nicht alleine, denn sie sind nie vor neun Uhr ins Bett gegangen und um zehn waren wir Erwachsenen dann auch mehr als müde.
Wandern und Hüttentour im Kaisertal mit Kleinkind – Tag 2
Am nächsten Tag wache ich auf, blicke mein Kind an und bekomme erst einmal einen gehörigen Schreck. Ihre linke Gesichtshälfte ist zugeschwollen und sie kann ihr Auge nur noch zur Hälfte öffnen. Ein Bild davon gibt es hier nicht, das wäre wirklich unfair gegenüber meinem Kind.
Doch was ist passiert? Sie ist am Mittwochnachmittag mit einem Stich auf der Stirn von der Kita heimgekommen. Alles völlig unauffällig. Am Donnerstagnachmittag, sprich am ersten Tag unserer Hüttenwanderung, fing dann ihre Stirn um den Stich herum an, langsam anzuschwellen. Und über Nacht ist die Schwellung noch schlimmer geworden. Ansonsten machte sie aber eine überaus fidelen und glücklichen Eindruck. Und nun? Es sah wirklich schlimm aus. Ein Anruf bei unserem Kinderarzt und eine halbe, in Wasser aufgelöste Lorano®-Tablette später, sieht mein Kind zwar immer noch aus wie aus einem Star-Trek Film entflohen, aber die Gemüter der Erwachsenen (besonders meins) sind beruhigt und wir können mit der Wanderung beginnen.
Wir entschließen uns für einen Aufstieg zum Stripsenjochhaus, das genau heute den ersten Tag geöffnet hat. Die Mädels wollen erst einmal selbst laufen und entsprechend langsam kommen wir voran. Durch die Hüttenübernachtung sind wir allerdings viel früher dran, als an einem normalen Wandertag, an dem wir erst von München aus mindestens eine Stunde fahren müssen, um in den Bergen zu sein. Außerdem haben wir den kompletten Tag Zeit. Genauer gesagt bis halb sieben, denn dann gibt es Abendessen auf der Hütte. Genug Zeit, damit erstmal jeder in seinem Tempo laufen kann.
Die Stimmung im Wald am frühen Vormittag ist herrlich. Das hatte ich schon fast vergessen. Wir atmen tief durch und die Männer versuchen, diese Stimmung mit ihren Kameras festzuhalten.
Nachdem die Kinder wieder in der Kraxe sitzen, beginnt der anstrengende Aufstieg. Außer Puste am Stripsenjochhaus angekommen, verziehen wir uns erst einmal in den Gastraum. Über dem Wilden Kaiser hängen noch Wolken und es ist ziemlich frisch. Zeit für einen Kaiserschmarren. Meinem Kind schmeckt es sichtlich, denn sie langt ordentlich zu. Kann man als Kleinkind eigentlich zu viel essen?
Hüttenübernachtung mit Kleinkind und das Thema mit dem Mittagessen
Wir haben unsere Wanderungen im Kaisertal so geplant, dass wir zum Mittagessen immer an einer Hütte waren: am Stripsenjochhaus, am Anton-Karg-Haus und an der Ritzau Alm. Das Essen auf all diesen drei Hütten war köstlich. Die Kinder haben einfach bei uns mitgegessen. Ansonsten hatte ich für jeden Tag einen Müsliriegel und ein Quetschie für das Kind dabei. Für uns Erwachsene außerdem ebenfalls Riegel, Kekse und eine Tafel Schokolade. Für ein paar Euro hätten wir uns vom Hans-Berger-Haus auch belegte Brote für das Mittagessen mitnehmen können.
Nach dem Mittagessen haben sich plötzlich alle Wolken über dem Wilden Kaiser verzogen. Was für ein Anblick. Schon jetzt haben sich der Aufstieg und der Wandertag gelohnt.
Vom Stripsenjochhaus wagen wir uns an den Aufstieg auf den Stripsenkopf. Der Weg wird immer schmaler und steiler. Über uns ein Kletterseig. Ein Kletterer steht auf einem Seil, hält sich an einem anderen Seil fest und balanciert von einem Felsvorsprung auf den nächsten. Alle so: „Oh Wow, schaut mal.“ Mein Kind so: „Mama, ist das ein Affe?“ Ja. Das ist eigentlich eine berechtige Frage. Mit dieser Aufheiterung geht es weiter. Und zwar deutlich anstrengender. Wir müssen noch ein kleines, ungesichertes Schneefeld überqueren und unsere Trittsicherheit am Fels wird in Anspruch genommen. So ein Weg geht durchaus auch mit Kind in der Trage, sofern der Träger trittsicher ist.
Gelohnt hat sich der Aufstieg definitiv und wir waren nicht die einzig „Verrückten“ mit Kind oben am Gipfel. Da fühlt man sich fast schon wieder normal. Nach diesem Gipfelerlebnis, das die beiden Kleinkinder übrigens einfach mal verschlafen haben, folgt ein langer, langer Abstieg über den Panoramasteig zurück zum Anton-Karg-Haus.
Wandern mit Kleinkind und das Thema, wie lange kann ein Kind im Tragerucksack sitzen
Mein Kind kann ziemlich lange in der Kraxe sitzen. Und auch für das Kleinkind unserer Freunde war das kein Problem. Beide Kids sind etwas über zwei Jahre alt. Was heißt jetzt lange? Wir waren bei unserer viertägigen Wanderung zwischen sechs und neun Stunden täglich unterwegs. Natürlich mit langen Pausen und Zeit, in der die Kinder selbst laufen konnten. Ich habe die Zeit nicht gestoppt, würde aber sagen, dass die Kinder zwischen vier und sechs Stunden im Tragerucksack verbracht haben.
Am Anton-Karg-Haus legen wir eine Rast ein, obwohl es schon spät ist. Wir brauchen aber alle eine Pause und die Kinder wollen sich die Beine vertreten. Hier gibt es allerlei für die Kleinen zu entdecken. Der Kaiserbach fließt vorbei, es gibt eine große Hollywoodschaukel und sogar ein erfrischendes Fußbad. Die Stars bei unseren Kids: Die Esel. Auch drei Tage später hat mein Kind in der Kita noch von ihnen erzählt.
Nach der wohlverdienten Dusche und einem leckeren Abendessen finden wir uns alle vor der Hütte wieder. Die beiden Kleinen flitzen noch durch die Gegend. Heute konnten sie nicht so viel laufen, denn es gab kaum Wege, die für sie geeignet waren. Auch als Wanderer solltest Du, vor allem als Kraxenträger, für diese Tour, die wir heute im Kaisertal gemacht haben, konditionell fit und trittsicher sein.
Wanderung mit Kleinkind und das Thema der Tourenwahl
Kleine Anekdote zu unserer Wanderung: Auf der Hütte wurde uns von der heutigen Tour abgeraten. Sowohl vom Aufstieg auf den Stripsenkopf, als auch vom Abstieg über den Panoramasteig zum Anton-Karg-Haus. Auf der Wanderung haben wir dann mindestens drei weitere Kraxenträger getroffen und fünf oder mehr Kinder, die oben am Stripsenkopf den Klettersteig gegangen und den Weg selbst gewandert sind. Soviel dazu.
Du kannst Dich und Dein Können immer noch am besten einschätzen. Viele sehen die kleinen Kinder und schon sind mittelschwere Touren nicht mehr geeignet. Dabei sind sie noch nie selbst mit einer Kraxe gelaufen und kennen weder Dich noch Dein Können. Welche Wanderung Du Dir selbst und später auch Deinen Kindern zutraust, ist alles eine Frage der Erfahrung. Grundsätzlich geht vor allem mit dem Tragerucksack so ziemlich alles. Außer ein wirklicher Klettersteig, davon würde ich auf jeden Fall abraten.
Wandern und Hüttentour im Kaisertal mit Kleinkind – Tag 3
Am heutigen Vormittag entscheiden wir uns für eine kleine Runde. Die Kids laufen die Strecke vom Hans-Berger-Haus bis zum Anton-Karg-Haus selbst. Wir motivieren sie mit der Aussicht, die Esel wiederzusehen. Danach geht es in die Trage. Wir wandern über einen Sattel und auf der anderen Seite verweilen wir am Bärentalbach. Die perfekte Stelle zum Spielen, Füße in den Bach halten und Steine schmeißen. Du merkst schon, wir sind heute langsam unterwegs.
Am Mittag kommen wir wieder am Anton-Karg-Haus an und essen hier unser Mittagessen. So gut habe ich selten gegessen und getrunken. Danach die große Frage: Was nun? Ein Pausennachmittag an der Hütte? Öhm. Nein. Wir entschließen uns für eine Wanderung auf dem Bettlersteig bis zur Straßwalch Jagdhütte.
Nach den wandertechnischen Herausforderungen des Vortages fühlen wir uns zu allem bereit. Der Aufstieg bis zur Straßwalch Jagdhütte hat sich gelohnt. Was für ein idyllischer Platz für eine Pause, für Synchron-Wickeln und um sich wie in einem Werbeprospekt des Wilden Kaisers zu fühlen.
Nach dem Abendessen genießen wir alle den letzten Abend und Sonnenuntergang über dem Kaisertal.
Wandern und Hüttentour im Kaisertal mit Kleinkind – Tag 4
Der letzte Tag bricht an. Wir entscheiden uns vom Hans-Berger-Haus zur Ritzau Alm zu wandern – trotz der schweren Rucksäcke. Bevor es von der Alm steil bergab und zurück zum Kaiserparkplatz geht.
Nach dem Mittagessen auf der Alm wollen die beiden Kinder nicht wieder in die Kraxe sitzen. Sie setzten sich mitten auf den Weg und spielen zusammen. Wir beschließen, langsam weiter zu gehen. Nach 200 Wegmetern kommt eine Kurve, wir verschwinden dahinter. Davor drehen wir uns noch einmal um: Die Kinder schauen zu uns, winken und rufen: „Tschüss Mama.“ Danach wird einfach weitergespielt. Na sowas. Die wollen anscheinend noch in den Bergen bleiben. Da müssen die Kraxenträger wohl wieder zurücklaufen.
Am Kaiserparkplatz angekommen, verabschieden wir uns von unseren Freunden, die mit dem Auto zurückfahren. Wir warten auf den Bus. Sitzen an der Bushaltestelle und sind noch völlig im Wander-Entschleunigungs-Modus.
Wandern im Kaisertal mit Kleinkind – Mein Fazit
Was für vier geniale Tage. Mit genialen Freunden. Es tut einfach unglaublich gut, seine Leidenschaft fürs Wandern mit Freunden zu teilen. Freunde, die auch ein Kind haben und sich deswegen nicht dazu entschlossen haben, ihre Urlaube ab sofort und ausschließlich in einem familienfreundlichen Hotel mit Swimmingpool und flachem Sandstrand zu verbringen. Danke!
Wir waren nicht die einzigen Familien im Kaisertal bzw. hatte ich den Eindruck, dass das Kaisertal sehr beliebt bei Familien ist. Das ist aber auch kein Wunder, bei den beiden kinderfreundlichen Hütten.
Hüttenübernachtung mit Kleinkind – Mein Fazit
Eine Hüttenübernachtung geht auch mit Kleinkind. Sehr gut sogar. Natürlich musst Du Dich gepäcktechnisch noch mehr organisieren, als ohne Kind und auch auf die Bedürfnisse der Kinder achten. Aber das musst Du daheim ja auch.
Und die Kinder? Die hatten Spaß. Auch ohne Spaßbad, riesen Spielplatz und was sich Hotels für unsere Kinder alles so spannendes ausdenken. Die Natur ist ein riesiger Spielplatz. Es gibt so unheimlich viel zu entdecken und zu lernen. Meine Maus hat in diesen vier Tagen wieder einen großen entwicklungstechnischen Schritt gemacht und mit ihren zwei Jahren am nächsten Tag in der Kita von Eseln erzählt und gespielt, sie ist im Wald unterwegs.
Hast Du schon eine Hüttenübernachtung mit Kleinkind gemacht?
Was sind Deine Erfahrungen?
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Pingback: Hüttenübernachtung mit Kindern auf dem Stripsenjochhaus im Wilden Kaiser | Gipfelfamilie
Liebe Steffi,
nachdem unser Erfahrungsbericht von der Hüttenübernachtung mit Kindern auf dem Stripsenjochhaus einen Tag nach eurer Wanderung zur Hütte und weiter auf Stripsenkopf nun fast zwei Monate halbfertig „rum lag“, ist er jetzt endlich fertig.
Schau mal hier: https://gipfelfamilie.de/2018/08/09/huettenuebernachtung-mit-kindern-stripsenjochhaus-wilder-kaiser/
Wir beneiden euch ein bisschen um das Stripsenkopf-Erlebnis. Die Bilder sind einfach klasse.
Liebe Grüße und vielleicht klappt es ja mal mit einer gemeinsamen Tour. Im Kaisergebirge waren wir uns ja schon ziemlich nahe ;-),
Sue
Liebe Sue,
ich habe den Bericht schon gelesen. Sehr schön geworden. Mit zwei Kids bzw. einem schon älteren Kleinkind sind die Herausforderungen auf jeden Fall nochmals ganz andere. Sei nicht traurig, wegen des Stripsenkopfes.
Ja. Im Kaisergebirge haben wir uns wirklich nur sehr knapp verpasst. Ich sollte mal wieder ein Wander-Event ins Leben rufen. Bisher war immer so viel los hier. Ich hoffe ja auf einen goldenen Oktober.
Liebe Grüße
Steffi
Hallo Steffi,
vielen Dank für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Würdest du sagen, dass auch eine Hüttentour mit Baby (11 Monate alt) ebenso Problemlos möglich ist?
Viele Grüße aus OWL,
Sebastian
Hallo Sebastian,
ja, das würde ich sagen. Ich lehen mich mal ein wenig aus dem Fenster und behaupte: Je kleiner die Kinder sind, desto unkompliziert ist eine Hüttentour.
Liebe Grüße
Steffi